Abschlussbericht

Nun ist es tatsächlich schon über zwei Monate her, dass ich wieder in Deutschland angekommen bin. 

 

In den letzten Monaten in Südafrika haben wir nochmal unglaublich viele Sachen erlebt, aber das würde jetzt viel zu lange dauern, alles aufzuschreiben:) 

Nach diesem wundervollem Jahr war es etwas schwer für mich, wieder in Deutschland anzukommen. Mit der Zeit ging es allerdings und nun fängt wieder ein neuer Abschnitt in meinem Leben an.

Schon immer stand für mich fest, dass ich Lehramt studieren möchte. Nach der erfolgreich bestandenen Sporteignungsprüfung, bin ich nun endlich an der Universität in Göttingen eingeschrieben, wo ich dann ab Mitte Oktober Sport und Deutsch auf Lehramt studieren werde. 

Im Moment liegt gerade der Umzugsstress vor uns, aber ich freue mich total auf das Studium. 

 

Gleichzeitig denke ich noch sehr viel über meine Zeit in Südafrika nach und vermisse alles und jeden. 

Ich habe nun nochmal einen Bericht geschrieben, der die letzten zwölf Monate ein wenig zusammenfasst. Am Meisten geht es darum nochmal um unsere Projekte und was wir alles erreicht haben, bzw. nicht erreicht haben.

Wenn ihr Lust und Zeit habt, könnt ihr ihn gerne lesen ( Vorsicht: er ist etwas länger! )

 

Ansonsten wird dies der letzte Eintrag sein und das Thema Südafrika vorerst abgeschlossen. Denn nun beginnt ein neues Thema...

 

 

 


Der Abschlussbericht:

 

Mein Jahr in Südafrika

 

Länger als ein Jahr ist es nun her, als meine Mitfreiwilligen und ich am Flughafen in Frankfurt standen und auf das Flugzeug warteten, dass uns weit fort von unserem üblichen Alltag und unserem Zuhause bringen würde... nach Südafrika.

 

Wir alle flogen im Rahmen eines internationalen Freiwilligendienstes in dieses Land, unsere Endsendeorganisation war der ASC Göttingen.

Ich kann mich noch genau an den Augenblick erinnern, als auf dem ersten Vorbereitungsseminar unsere Einsatzorte ernannt wurden. Niemand wusste, was auf einen zukommen würde. Tausend Fragen schwirrten mir damals im Kopf herum: Wo würde ich für zwölf Monate lang leben, in einer Stadt oder doch auf dem Land? Und vor allem mit wem, ich kenne hier doch niemanden? Werde ich mich mit allen verstehen? Wo werde ich arbeiten, wie sieht es da aus...?

Als dann mein Einsatzort gezeigt wurde, war ich immer noch mit den vielen Fragen beschäftigt und realisierte erst gar nicht, dass das dort mein Name war, der neben einem Bild stand. Das Bild zeigte zwei Rundhütten auf einem Hügel und im Hintergrund lag das Meer. Das Bild zeigte die Hütten, in dem ich ein Jahr lang leben würde. Das Bild zeigte Coffee Bay.

 

Nun standen wir da zu sechst (alle Freiwilligen aus Coffee Bay und Bulungula) am 27.07.2016, am Frankfurter Flughafen und verabschiedeten uns von unseren Familien.

 

Nach 11 Stunden Flug betrat ich dann zum ersten Mal in meinem Leben südafrikanischen Boden. In den ersten Tagen und Wochen war ich komplett überwältigt von all den neuen Eindrücken, den Menschen, der Natur, alles hat mich überwältigt! Ich konnte anfangs überhaupt nicht realisieren, dass ich nun für ein Jahr lang in Südafrika und dann auch noch in Coffee Bay leben werde!

 

Aber das Wichtigste hab ich noch gar nicht erwähnt. Den eigentlichen Grund, warum ich nach Südafrika gegangen bin und warum man überhaupt einen Freiwilligendienst macht... Natürlich sind das die Projekte.

 

Gemeinsam mit meinem Projektpartner Matthes war ich in zwei Projekten eingesetzt. Unser Hauptprojekt war das Coram Deo Childrens Home.  

Das Kinderheim lag ungefähr zehn Minuten von Coffee Bay oben auf den Hügeln von MatokaziniAnfangs lebten über zwanzig Kinder in dem Heim und wurden betreut von zwei Mamas, die dort arbeiteten und den Besitzern des Kinderheims, Elroy und Eureke. Unsere Aufgaben in dem Kinderheim waren sehr vielseitig. Zum Einen nahmen wir teil an dem Alltagsleben der Kinder und konnten dadurch viel tiefere Einblicke in deren Leben gewinnen, als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Andererseits versuchten wir verschiedene Projekte gemeinsam mit den Kindern und den Besitzern zu starten und auch gleichzeitig einen etwas geregelteren Tagesablauf im Kinderheim zu etablieren und zu festigen, wie zum Beispiel das Machen der Hausaufgaben. Dies gestaltete sich anfangs etwas schwierig, da tatsächlich wenig auf Hausaufgaben und dem Lernen für Tests Wert gelegt wurde. Die Mamas waren mit ihren Aufgaben beschäftigt und konnten sich nicht gleichzeitig noch um die Hausaufgaben von den Kindern kümmern, was verständlich ist. Schließlich lebten anfangs über zwanzig Kinder in dem Haus, alle verschiedenster Alters- und Klassenstufen, manche mehr, manche weniger dem Lernen gegenüber offen. Diese Aufgabe übernahmen dann wir.

Die ersten Monate unseres Jahres waren wir auch mit an der Preschool des Kinderheims beteiligt. Diese fand morgens mit den Kindern statt, welche noch nicht zur Schule gingen und gestaltete sich aus spielendem Lernen und dem ersten Kennenlernen von Buchstaben und dem Schreiben des eigenen Namens. Der große Vorteil am Kinderheim war, dass dort alle recht gut Englisch sprachen und verstanden, sodass wir unsere Ideen und die Spiele den Kindern gut verständlich beibringen konnten.

Im November verließ uns dann ein Großteil der Kinder, denn sie gingen zurück zu ihren Familien. Das Kinderheim hat die Funktion eines sicheren Ortes für die Kinder, an den sie kommen, wenn ihre Familien sich nicht mehr um sie kümmern können. Sozialarbeiter überprüfen regelmäßig, wie es den Kindern, aber auch den anderen Familienangehörigen geht. Der Kontakt soll überwiegend zwischen den Eltern und den Kindern bestehen bleiben und häufig besuchen die Kinder in den Ferien ihre Eltern oder Verwandte.

Ist dann das gute Verhältnis und eine sichere Grundlage zur Versorgung des Kindes gegeben, können die Kinder wieder zu ihren Familien zurückkehren. So war es bei uns im November der Fall.

Letztendlich waren nur noch neun Kinder im Heim.

 

Gemeinsam mit ihnen starteten wir im neuen Jahr eine ganze Reihen neuer Projekte, die auch langfristig dem Kinderheim von Nutzen sein können.

Dabei war unser ganzes handwerkliches Geschick gefragt. Vor allem für mich eine ganz neue Erfahrung, da ich davor noch nie einen Hammer in der Hand hatte.

Wir bauten einen Hasenstall für den neuen Zuwachs im Kinderheim und begannen das Gartenprojekt. Das war vor allem für Rosa ( Freiwillige an der Coffee Bay SPS ) und mich eine Herzensangelegenheit. Tagelang gruben wir alle bei strömendem Regen den Boden um, entfernten Unkraut, bauten einen Zaun, um den Garten später vor allen herumlaufenden Schweinen, Ziegen und Kühen zu schützen und begannen Beete anzulegen.  

Unsere Idee bestand darin, für jedes Kind ein eigenes Beet zu errichten, wo sie ihr eigenes Gemüse oder Kräuter anbauen können. Wir wollten ihnen zeigen, wie man sich richtig um die Pflanzen kümmert und ihnen dadurch die Verantwortung gegenüber etwas anderem näherbringen und natürlich auch, dass sie Geduld mitbringen müssen. Schließlich kann man die Pflanzen nicht gleich nach einem Tag ernten. Gleichzeitig wollten wir mit unserem selbst angebaute Gemüse das Repertoire der Rezepte für die Mahlzeiten im Kinderheim etwas erweitern.

Als wir endlich mit den Beeten fertig waren, konnten wir mit der Aussaat beginnen. Die Kinder hatten wirklich viel Spaß daran, sich Pflanzen auszusuchen, die sie züchten möchten und das war natürlich auch für uns ein echt schöner Augenblick! Wir zeigten den Kindern, wie sie die Samen auslegen müssten und gingen jeden Morgen mit ihnen die Pflanzen gießen.

Das Thema Geduld wurde tatsächlich sehr auf die Probe gestellt. Wir wurden fast täglich gefragt, wann wir denn nun endlich ernten könnten und sie hätten keine Lust mehr länger zu warten.

Irgendwann war es dann soweit und die ersten Radieschen konnten aus der Erde gezogen werden. Wir Deutschen kannten schon den Geschmack von Radieschen, doch die Kinder und die Mamas hatten das noch nie vorher gegessen. Umso witziger war es, als sie zum ersten Mal in das Radieschen bissen und vor Schock das ganze gleich wieder ausspuckten... das ist ja scharf!

 

Ein weiteres recht großes Projekt von uns war das Bauen eines Netball- und Fußballfeldes.

Wir wurden schließlich von einer Sportorganisation dorthin geschickt und wollten dem Motto des ASC s gerecht werden und den Sport in den Alltag der Kinder einführen. Schon im Januar fingen wir an, das große Feld hinter dem Kinderheim von allen großen Sträuchern und Büschen zu befreien. Die Kinder standen uns tatkräftig zur Seite und so verbrachten wir ganze Nachmittage damit auf unsere Schaufeln und Haken herumzuspringen, um die Sträucher aus der harten Erde zu bekommen.

Eine große Herausforderung für uns alle war es, an geeignete Materialien zu kommen. Das Kinderheim war schon sehr gut ausgestattet, da die Besitzer regelmäßig in größere Städte fuhren und alles mögliche besorgen konnten. Ansonsten gab es für uns nicht viele andere Möglichkeiten, mal etwas andere Geräte ( vor allem für den Gartenbau ) zu finden, da dies in unserer Region nicht im Vordergrund stand. Wir hatten, um das Gras zu mähen, also nur einen kleinen Rasentrimmer, der nicht gegen größere Sträucher ankam. Deswegen mussten diese per Hand entfernt werden.

Als nun fast alle großen Hindernisse aus dem Weg geräumt waren, wollte wir loslegen, den Rest des Rasen zu trimmen. Leider gab der Trimmer nach zwei Stunden den Geist auf und brachte das ganze Projekt so zum Stillstand.

Und hier standen wir nun vor der großen Herausforderung: Wie sollen wir irgendwo mitten in der Transkei an die Ersatzteile für den Rasentrimmer kommen?

Es dauerte sehr, sehr lange bis wir endlich die passenden Teile zusammenbekommen haben und das auch nur mit Hilfe von Elroy, dem Besitzer des Kinderheims.

Wir fingen zwar schon an, Teams zu bilden und die Sportfelder der Coffee Bay SPS ( Einsatzort von Rosa und Leon) zu nutzen, doch es war tatsächlich eine sehr nervenaufreibende Zeit. Wir waren dauernd besorgt, dass das ganze Vorhaben in sich zusammenfallen würde und das ganze Rausrupfen der Sträucher und Büsche quasi umsonst gewesen war, denn diese wuchsen schon wieder nach...

Doch das Festhalten an dem Projekt und unsere Penetranz haben sich letztendlich gelohnt. Ungefähr einen Monat vor unserer Abreise kam Elroy mit der guten Nachricht, dass der Rasentrimmer endlich repariert sei und wir nun den Rasen zu Ende trimmen könnten. Gesagt, getan! Nach einer Woche war der Platz endlich fertig und wir starteten mit dem Bauen der Netballkörbe. Nachdem diese einzementiert waren, standen wir endlich auf unserem selbstgebauten Netballfeld. Das war ein tolles Gefühl!

Wir starteten auch gleich ein kleines Freundschaftsspiel zwischen dem Team der Coffee Bay SPS und dem des Kinderheims.

Das Fußballfeld haben wir leider nicht mehr geschafft, da uns die Zeit fehlte.

 

Im Laufe des Jahres hat sich das Verhältnis zwischen uns und den Kindern unglaublich vertieft. Die Kinder waren zu Beginn sehr zurückhaltend, haben wenig geredet und noch viel weniger mochten sie es, wenn man sie umarmt hat ( vor allem nicht die Älteren ). Doch wir haben uns alle besser kennengelernt und haben haben uns alle aufeinander eingelassen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn selbst die Älteren zu mir gekommen sind und mir wirklich persönliche Dinge anvertraut haben. Oder dass wir es geschafft haben, dass die Kinder selbstständig zu uns kommen und fragen, ob wir mit ihnen Hausaufgaben machen. Oder den Jüngsten Laufen beizubringen. Und tatsächlich haben wir am Ende von jedem eine Umarmung bekommen, auch eine, die länger als fünf Sekunden dauert.

 

Es gab nicht einen Tag im Kinderheim, an dem wir nicht irgendetwas zu tun hatten. Wir haben immer wieder neue Sachen erlebt und neue Dinge kennengelernt. Es gab nie den einen besonders schönen Moment im Kinderheim, jeder Tag war anders schön. Die Kinder die schon zum Tor rennen und rufen, wenn sie unser Auto gesehen haben, obwohl wir noch Kilometer weit weg waren. Die Frage, ob sie heute wieder tuschen dürfen... nein, Buntstifte wollen wir nicht! Das Lachen, wenn man mal wieder einen Kitzelangriff startet. Oder das bloße Liegen auf der Wiese in der Sonne, auf jedem Bein ein bis zwei Kinder und zwei unterm Arm und die Mädchen probieren neue Frisuren mit den Haaren aus.

Ich könnte noch seitenlang über alle Aktionen berichten, die wir noch im Kinderheim durchgeführt haben, doch dafür reicht die vorgegebene Seitenanzahl nicht.

 

Kommen wir also zu unserem zweiten Projekt: Die Mount Packard JSS

 

Gegen Mittag, wenn im Kinderheim gerade der Mittagsschlaf begann, fuhren wir zu der Mount Packard. Die Schule liegt ungefähr 15-20 Minuten von Coffee Bay entfernt, beinhaltet die Klassen Grade R bis neun, hat ungefähr 700 Schüler und 15 Lehrer. Die Schule ist sehr gut ausgebaut. Das Gebäude ist ein Backsteinbau, der Hof ist mit flachen Steinplatten ausgelegt und die Schule hat eine große Ambition gegenüber dem Sport.

Sie ist mit einem Netballfeld, einem Volleyballfeld, einem Softballfeld und einem sehr gut ausgebautem Rugbyfeld ausgestattet, welches auch gleichzeitig als Fußballfeld genutzt wird. Das Beste daran: Die Felder sind alle gerade, was innerhalb der Transkei nur selten vorkommt! Hier konnten wir richtig unser Sportlerherz ausleben!

 

Matthes übernahm ein Fußballteam und ich das Volleyballteam. Da wir beide diese Sportarten auch schon zu Hause in Deutschland gemacht haben, konnten wir den Teams ein Training bieten, indem wir ihnen vor allem die Technik und später auch Taktik näherbringen und verfeinern konnten. Dies zeigten sie dann auch bei den verschiedenen Wettkämpfen, welche ab Januar regelmäßig gegen andere Schulen stattfanden.

Dies waren die Sportarten, die wir hauptsächlich an der Schule trainierten. Der Vorteil daran war, dass wir irgendwann eine gewisse Routine und ein relativ festes Team hatten, mit denen wir auch tiefer in die verschiedenen Fertigkeiten unserer Sportart eintauchen konnten und nicht allzu sehr an der Oberfläche blieben. Der Nachteil war dann leider, dass wir tatsächlich auch nur unser Team richtig kennenlernen konnten, jedoch nicht die anderen Kinder der Schule. Dadurch, dass wir auch jeden Tag dort waren, war das Training irgendwann eintönig, da wir im Grunde immer dasselbe machten.

Wir versuchten daraufhin, den Schülern und Lehrern andere Sportarten näherzubringen. Matthes versuchte sich am Tischtennis und ich wollte mit den jüngeren Klassen ein Turnprojekt starten. Als Herausforderung stellte sich tatsächlich die Sprachbarriere heraus. Wenig Kinder konnten Englisch sprechen, geschweige denn verstehen. Also versuchte ich es durchs Vormachen oder mithilfe von Bildern. Nun konnten sich die Kinder zwar etwas darunter vorstellen, doch die Umsetzung schlug fehl. Eine andere Herausforderung war die Schulkleidung. Erstens durfte sie nicht dreckig werden und zweitens trugen die Mädchen nur Röcke, was sich beim Turnen als sehr schwierig herausstellte. Ich wollte daraufhin die Mädchen und die Jungs voneinander getrennt trainieren, doch die Nachfrage und das Interesse an einem Turntraining fehlte und auch die Lehrer rieten mir davon ab.

Also ging es erstmal nur weiter mit Volleyball.

 

Im Februar begann dann die Leichtathletikphase, bei der wir endlich wieder mitmischen konnten. Zu dieser Zeit begann sich einiges zu ändern innerhalb der Schule. Die Lehrer wurden auf einmal viel offener gegenüber anderen Sportarten ( vielleicht weil die Zeit der Wettkämpfe begann ? ) und besuchten auch des Öfteren mal unsere Trainingseinheiten.

Zum ersten Mal eröffneten sie uns auch die Möglichkeit, am normalen Schulsport mitzuwirken und Klassen zu übernehmen, worum wir uns schon seit Anfang des Jahres bemüht hatten.

Nun konnten wir endlich auch mal die Jüngeren im Sport unterrichten und zeigten ihnen eine Menge neuer Spiele, wie zum Beispiel „Duck, Duck, Goose“ , Brennball oder Alaskaball. Ein Spiel, welches wir auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt haben.

Einen sehr sehr coolen Moment gab es im Zusammenhang mit dem Spiel Alaskaball. Matthes und ich wollten der Klasse dieses Spiel erklären und da die Schüler uns nicht verstanden haben, haben wir angefangen ihnen das vorzuspielen. Am Rande standen ein paar Lehrer und haben uns dabei zugeschaut. Als sie merkten, dass die Kinder uns nicht verstehen, haben sie angefangen, mitzuspielen und dabei dass von uns gesagte ins Xhosa zu übersetzen. Am Ende haben wir alle zusammen dieses Spiel gespielt, Schüler, Lehrer und Freiwillige. Zum ersten Mal waren wir alle auf der selben Wellenlänge trotz der Barriere, die man normalerweise zwischen Schülern und Lehrern spürt und das war wirklich richtig cool!

 

Seitdem wurde das Verhältnis auch zwischen uns Freiwilligen und Lehrern immer besser und sie trauten uns mehr zu als am Anfang. So schafften wir es auch im Juni gemeinsam mit dem Volleyballteam runter nach Coffee Bay zu fahren, wo ein Netballturnier unter den Teams einiger Freiwilligen an der Coffee Bay SPS stattfand.

Natürlich war der Hauptfokus meines Teams eigentlich auf Volleyball gerichtet, dennoch gab es auch viele Netballkenner unter den Spielern und wir ergatterten dann auch tatsächlich den vierten Platz.

Zwischendurch waren wir mit den Mädels am Strand und es hat mich so gefreut zu sehen, wie viel Spaß sie beim Planschen im Wasser hatten!

Wir hatten die zwei Tage über wirklich sehr viel Spaß und es war mit einer der schönsten Momente, die ich mit dem Team hatte.

Zu der Mount Packard kann ich abschließend sagen, dass wir es anfangs wirklich nicht leicht mit der Schule hatten. Wir haben es nie geschafft, einen festen Stundenplan zu bekommen und die Kommunikation mit den Lehrern war auch sehr schwierig. Außerdem stießen wir zu Beginn auf sehr wenig Interesse und Unterstützung. Doch dies hat sich gegen Ende sehr viel verbessert und wir haben mit unseren Teams sehr viel Spaß und sehr gutes Training gehabt. Die Mädchen haben sich unglaublich verbessert in diesem Jahr und das hat sich wohl in der Schule herumgesprochen. Gegen Ende des Jahres hatte ich Trainingsstunden mit unglaublich vielen Kindern aller Altersklassen und sogar ein paar Jungs kamen immer wieder dazu.

 

 

 

Zum Schluss des Berichts möchte ich noch ein wenig etwas zu unserem Alltag und der südafrikanische Kultur schreiben.

 

Am Anfang des Jahres war ich tatsächlich etwas überfordert mit der Alltagskultur in Coffee Bay. Es ist nun mal tatsächlich komplett anders als in Deutschland. Hier ist alles geregelt, alles hat seinen festen Ablauf, Individualität wird hier groß geschrieben und vor allem sind die Deutschen fast ohne Ausnahme pünktlich.

 

Ich muss sagen, dass ich einige Zeit gebraucht habe, bis ich mich dort zurecht gefunden habe: Wo bleibt denn nur unser Lehrer, er wollte uns doch schon längst eine Klasse geben? Was ist denn dieses „Sharing is caring“ ? Und warum lässt der Direktor meine Hand nicht los?!

Doch ich habe es unglaublich zu schätzen gelernt. Die Offenheit der Menschen, deren Freundlichkeit und der gefühlt unerschütterliche Optimismus haben mich sehr beeindruckt und beeinflusst. Das selbst die kleinsten Kleinigkeiten noch untereinander geteilt werden, wie zum Beispiel ein Lolli, ist wirklich erstaunlich! Ich finde es toll, wie die Menschen auf den Umgang miteinander achten und sich respektieren.

 

Coffee Bay liegt in dem wahrscheinlich noch rückständigsten Teil Südafrikas, der Transkei. Man lebt in den sogenannten „Rondavels“, in vielen Teilen der Transkei noch ohne Strom und ohne fließend Wasser. Die Grenzen zwischen Mann und Frau, alt und jung, und selbst zwischen schwarz und weiß treten immer noch sehr deutlich hervor. Es gab nicht viele Weiße bei uns und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gemerkt, was es heißt in der Minderheit zu sein.

 

Und ich möchte all diese Erfahrungen unbedingt bei mir behalten und diese Gefühle niemals vergessen, denn es hilft mir die Menschen dort in ihrer Situation ein wenig zu verstehen.

Ich weiß es nun unglaublich zu schätzen, dass ich in einem Zuhause aufwachsen durfte, wo es immer genügend Essen gab, fließendes Wasser und Strom. Dass ich Eltern habe, die sich um mich kümmern, mich zu einer Schule geschickt haben und mir ein Studium ermöglichen. Das ich in einer Demokratie lebe. Und dass das alles eben nicht selbstverständlich ist!

 

Natürlich ist und war es mir nicht möglich, gleich die ganze Welt zu verändern. Aber ich hoffe wenigstens, dass ich den Menschen dort vor Ort auch ein Stück weit unsere Kultur näher bringen konnte und vielleicht haben wir auch in ein oder zwei Menschen den Wunsch nach mehr geweckt. Vielleicht werden die Kinder weiter ihre Hausaufgaben machen, merken, dass Lernen Spaß machen kann und irgendwo außerhalb der Transkei studieren gehen.

Ich hoffe, dass unsere Arbeit und das Zusammenleben mit den Kindern und all den anderen Menschen in Coffee Bay dazu geführt hat, dass wir ihnen auch andere Kulturen vor Augen geführt haben und sie etwas davon mitnehmen. Ich jedenfalls habe sehr viel von ihrer mitgenommen und ich hatte dort das beste Jahr meines Lebens!